Seit 2007 wurden in Unna bereits rund 300 Stolpersteine für Menschen verlegt, die von den Nazis vor allem aus rassistischen Gründen gedemütigt, verfolgt und ermordet wurden. Bisher waren es Jüdinnen und Juden, die mit Stolpersteinen in das Gedächtnis der Stadtgesellschaft zurückgerufen wurden. Nun werden in Unna erstmals Stolpersteine verlegt für Opfer der sogenannten Euthanasie, des systematischen Massenmords an Menschen mit Behinderung.
Das Stadtarchiv der Kreisstadt Unna und der VHS-Arbeitskreis Spurensuche haben hierzu mit viel Akribie die Schicksale von sechs Opfern recherchiert und aufgearbeitet. Künstler Gunter Demnig wird am Dienstag, 6. Juni, ab 14 Uhr insgesamt sechs Stolpersteine verlegen, darunter den ersten Stein im Stadtteil Massen. An zwei Orten (an der Kleistraße 65 in Massen und an der Massener Straße 27 nahe dem Lindenplatz) werden neben den offiziellen Grußworten und einem biografischen Abriss Schülerinnen und Schüler der Hellweg-Realschule Massen und des Ernst-Barlach-Gymnasiums Unna ein Programm gestalten, das jeweils rund 45 Minuten dauern wird. Die Veranstaltung ist öffentlich, Besucher*innen sind herzlich willkommen.
Hier der genaue Ablaufplan der Stolperstein-Verlegung:
14.00 Uhr Unna-Massen, Kleistraße 65 (Ottilie Backheuer)
(14.45 Uhr Abbau und Fahrt nach Unna-Zentrum)
15.15 Uhr Unna-Zentrum, Massener Straße 27/nahe Lindenplatz (Emmi Schrewe)
16.10 Uhr Hertinger Straße 28 (Bernhard Gödde)
16.20 Uhr Gerhart-Hauptmann-Straße 24 (Charlotte Eppel)
16.30 Uhr Gerhart-Hauptmann-Straße 29 (Herbert Voss)
16.40 Uhr Gesellschaftsstraße 15 (Julius Kissing)
16.50 Uhr Abschluss auf dem Westfriedhof am Grab von Ottilie Backheuer
Bereits am Donnerstag, 1. Juni, wird Ulrich Reitinger aus Holzwickede unter dem Titel „Die Dimension des Verbrechens“ in das Thema einführen und von seinen Recherchen über die Schicksale der „ausgesonderten“ Menschen mit Behinderung in der NS-Zeit berichten. Der Vortrag beginnt um 18 Uhr im Nicolaihaus in Unna. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung bei der VHS ist nicht erforderlich, aber erwünscht. Näheres hier: https://vhs-zib.de/programm/politik-gesellschaft-umwelt/geschichte-lokale-geschichte/kurs/Vortrag-Die-Dimension-des-Verbrechens-Behindertenmorde-in-der-NS-Zeit/231-1312#inhalt