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Von Frauen für Frauen: „MoveMENT“ bringt geflüchtete Frauen in den Beruf

Ehrenamtliches Engagement steht im Mittelpunkt der „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“.

Susanne Vautz (IN VIA Unna), Gabi Müller-Vornholt (Ehrenamtsagentur Unna), Svantje Detlefsen (Freiwilliges Soziales Jahr Kreisstadt Unna, Bereich Ehrenamt), Sofia Schnettler (Ehrenamtskoordinatorin der Kreisstadt Unna, hinten von links) freuen sich, dass das Tandem aus Annette Buckner und Kamila Saadet (vorne von links) sich so gut versteht. (Foto: Anna Gemünd/Kreisstadt Unna) © Anna Gemünd/Kreisstadt Unna

Noch bis zum 17. September verfolgt die bundesweite Kampagne auch in diesem Jahr das Ziel, die Vielfalt und Bedeutung von Engagement sichtbar zu machen und zu würdigen. Die Ehrenamtsagentur Unna stellt aus diesem Anlass ein Projekt vor, dass Frauen mit einem klaren Ziel zusammenbringt – und gleichzeitig nachhaltige Freundschaften entstehen lässt.
 

Wird mein Schulabschluss in Deutschland anerkannt? Wo kann ich mich über Ausbildungsmöglichkeiten und Jobangebote informieren? Kamila Saadet stand vor all diesen Fragen, als sie vor zwei Jahren aus Afghanistan nach Deutschland kam und mit ihrem Mann und ihren drei Kindern vor einem Neustart in Unna stand. Ihr Wunsch schon damals: „Ich möchte schnell arbeiten und Geld verdienen und hier ankommen.“ Doch der Weg zur richtigen Ausbildung, zum passenden Beruf ist für Geflüchtete ungleich schwerer: Deutsche Bürokratie, lange Abstimmungsprozesse und dazu die Sprachbarriere: Kamila Saadet stand vor schier unüberwindbaren Hürden.

Gezielt Frauen fördern

Genau hier setzt das Mentoringprojekt „MoveMENT“ an: Das Projekt von In VIA Unna e.V. bringt geflüchteten Frauen auf den Weg in den Beruf mit Mentorinnen zusammen, die ihre Lebenserfahrung und berufliches Wissen einbringen. Auf diese Weise fanden auch Kamila Saadet und Annette Buckner zusammen. Über das Sprachtandem, ein weiteres ehrenamtliches Projekt zur Integration von Geflüchteten, lernten sich die beiden Frauen kennen – und wurden quasi übergangslos zu Unnas erstem „MoveMENT“-Tandem.

Zwischen Buckner, 64 Jahre und Arzthelferin im Ruhestand, und Saadet, die mit ihren 32 Jahren Buckners Tochter sein könnte, stimmt die Chemie, das spürt man sofort. „Wir sind mittlerweile trotz des großen Altersunterschieds befreundet“, erzählt Annette Buckner, „die Gespräche mit Kamila sind für mich eine große Bereicherung. Ich habe sehr viel über ihre Kultur gelernt.“ Seit fast einem Jahr treffen sich die beiden Frauen einmal wöchentlich. Für Kamila Saadet sind diese Treffen nicht nur die Möglichkeit, ihr Deutsch anzuwenden und zu verbessern; mit Annette Buckner hat sie vor allem auch jemanden an ihrer Seite, der ihr hilft, den richtigen Beruf in der neuen Heimat zu finden.

Gemeinsame Suche nach Praktikumsplätzen

„Wenn man in ein anderes Land geht, ist es nicht einfach, Arbeit zu finden“, sagt Kamila Saadet, „gerade wir Frauen sind dann auch mit den Kindern beschäftigt; die Männer haben es da leichter. Deswegen ist es sehr gut, dass es diese Möglichkeit für uns Frauen gibt.“ Momentan absolviert Kamila Saadet noch einen B2-Deutschkurs; hat sie diesen bestanden; werden sie und Annette Buckner gemeinsam nach Praktikumsplätzen in dem Bereich schauen, der die 32-Jährige interessiert. „Ich möchte gerne in den medizinischen Bereich“, weiß Kamila Saadet, die in Afghanistan eine Ausbildung im IT-Bereich abbrechen musste, als die Taliban die Herrschaft übernahmen. Eine Ausbildung als Zahnmedizinische Fachangestellte hat sie jetzt ins Auge gefasst – wenn ihr Schulzeugnis endlich anerkannt ist. „Das dauert zwölf Monate“, berichtet Kamila Saadet von ihren Erfahrungen mit der deutschen Bürokratie.

Solche Prozesse beschleunigen kann auch ihre Mentorin nicht, doch Annette Buckner ist für Kamila Saadet eine wichtige Anlaufstelle geworden, um herauszufinden, welche beruflichen Möglichkeiten sie in Deutschland hat. „Ich wusste nicht: Was passt zu mir? Was kann ich hier machen? Mit Annettes Hilfe finde ich das raus“, berichtet Kamila Saadet von den wichtigen Gesprächen zwischen ihr und ihrer Mentorin.

Aktuell sind neun Tandems aktiv

Für Susanne Vautz von In Via sind es genau diese Gespräche, die das „MoveMENT-Projekt ausmachen: „Die Mentorin ist dazu da, ihrer Mentee den Rücken zu stärken. Durch ihre Netzwerke kann sie ganz viel erreichen; oft ist es ja so, dass man jemanden kennt, der wieder jemanden kennt und dann passt alles zusammen.“ Aktuell betreut In Via neun solcher Tandems, an denen Frauen aus den verschiedensten Ländern beteiligt sind. In Via arbeitet dafür mit dem Evangelischen Kirchenkreis Unna, der Initiative Weltoffen, dem Integrationsrat der Kreisstadt Unna, dem Jobcenter Kreis Unna, der VHS Unna Fröndenberg Holzwickede und der Kreisstadt Unna zusammen.